Das Tablet am Kopf und was daraus wurde
Im April diesen Jahres haben wir Ihnen eine revolutionäre Produktneuheit vorgestellt, die unter viele Namen eingereiht werden kann: ein Headset, ein Wearable, ein Mixed-Reality-Device, ein Smartglass, eine Datenbrille, etc. Neben einer eingebauten Kamera, hardware-basierter Spracherkennung und autarker Stromversorgung, besitzt das Produkt auch noch ein Microdisplay und läuft unter regulärem Android.
Mit dieser Erfindung des amerikanischen Unternehmens realwear war das weltweit erste “Head-Mounted Tablet” (HMT) geboren.
Seit September ist der HMT-1 nun in Massenproduktion erhältlich. Bei Barcotec, dem europäischen Importeur, freut man sich über den regen Ansturm. Alexander Rainsberger, Geschäftsführer von Barcotec, dazu: “Wir stehen mit dem HMT-1 ganz am Anfang einer völlig neuen Art, wie Menschen künftig arbeiten werden. Das HMT-1 ist seit langem wieder eine richtige Innovation und wir freuen uns, dass Barcotec damit seine Marktaktualität unter Beweis stellen kann.”
Die ersten Mustergeräte wurden schon im zweiten Quartal von einer Vielzahl von Kunden für die verschiedensten Anwendungsfälle gekauft und ausgeliefert. Das HMT-1 (Head Mounted Tablet 1) dabei in eine (Zielgruppen)-Schublade zu stecken, war unmöglich, und ist es nach wie vor.
Dennoch haben wir versucht für Sie eine Clusterung vorzunehmen, in welchem Anwendungsumfeld sich eine besonders hohe Nutzenerwartung abzeichnet:
1. Lernen 4.0: Videoaufnahme für Weitergabe von Wissen im industriellen Umfeld (Beispiel: Instandhaltungsumfeld, Servicetechnik)
Wissensdokumentation und Lehrvideos
Ein neuer Reparatur- oder Servicefall tritt auf. Ein Mechaniker setzt das HMT-1 auf, behebt den Schaden oder macht das Service und filmt mit. Zusätzlich kommentiert der Mechaniker seinen Arbeitsvorgang und man erhält so ein einfaches Lehrvideo und erstellt eine digitale Dokumentation. So könnte das Zukunftsszenario des neuen Vor-Ort-Einsatzes eines Servicetechnikers aussehen.
Dieses Video kann intern nun einfach via Intranet etc. verteilt werden. Im einfachsten Fall wird das Video auf das HMT-1 gespeichert und der nächste Techniker kann dann mit Videounterstützung die Reparatur vornehmen. Oder der Mitarbeiter des Kunden, welcher gerade vor Ort ist. Dies hebt enorme Einsparungspotenziale, den nicht nur die Anfahrtskosten sind zu berücksichtigen, sondern auch jene des Gerätestillstandes selbst. Erweiterte Version: Das Video wird nachbearbeitet und mit Augmented Reality Funktionalitäten versehen. Etwa „Röntgenblick“, Schematik, Zeichnungen, Kommentare, Modellnummern usw.
2. Arbeitsanweisungen
Wissenserhalt und -weitergabe
Um das wertvolle und teils undokumentierte Know-how von jahrzehntelang im Unternehmen tätigen Mitarbeitern, welche kurz vor dem Ruhestand stehen, zu erhalten, können Einsätze durch die Verwendung des HMT-1 und der eingebauten Videokamera konserviert werden. In diesem Fall begleitet das HMT-1 den Mitarbeiten bei jedem Einsatz und dieser dokumentiert seine Analyse und Behebungsvorgänge mit. Vorteil: Die Sicht erfolgt aus der Perspektive des Technikers.
Schrittweise Unterstützung durch digitalen Assistenten
Um etwa neue Mitarbeiter oder Drittfirmen-Mitarbeiter in ihrer Arbeit zu unterstützen, kann das HMT-1 als digitaler Assistent dienen. Simple PDF-Files (Arbeitsschritte, Fotos), welche konkrete Anweisungen enthalten, können hier in Prozessen unterstützen. Auch Videos können auf dem HMT-1 abgespielt (und pausiert) werden, um Unterstützung zusätzlich zu visualisieren.
In komplexeren Fällen kann zum Beispiel die Möglichkeit eines Videocalls implementiert sein bzw. einfach mit gängigen Messenger-Systemen getätigt werden. Dann sieht der erfahrene Backoffice-Mitarbeiter, was der Kollege vor Ort sieht und gemeinsam im Team wird das Problem behoben. Dies spart u.U. eine zweite Anfahrt.
Datenergänzung vor Ort
Mit Hilfe von speziell dafür entwickelten Applikationen können auf dem bzw. auf allen HMT-1 einerseits zentral die digitalisierten Prozesse verwalten und andererseits die jeweiligen Fortschritte überprüft werden. Fehlende Informationen werden dabei – im günstigen Fall gleich mit Bild – sofort und ohne weiteren Aufwand digital archiviert.
3. Remote Support, - Service, - Mentoring
Fehlendes Knowhow und fehlende Information vor Ort
Ein Techniker wird zum Beispiel zu einer Anlage gerufen um einen Schaden zu beheben oder um eine Wartung durchzuführen. Dafür können auf dem HMT-1 alle notwendigen Dokumente (Reparaturanleitungen usw.) gespeichert werden, alternativ kann auf Cloud Services zugegriffen werden.
Sollte dies nicht ausreichen, kann man sich auf Grund der integrierten Kamera via Videocall mit Technikern in der Zentrale verbinden und sich hier Hilfe holen. Die Zentrale sieht dabei alle Situationen aus der „1st-Person-Perspektive“ und interagiert mit dem Techniker vor Ort.
Je nach Funktionalität der Software können die Unterstützung und die Interaktivität in dieser variieren. Beispiele hierfür sind: Screensharing, direkte Übermittlung von Dateien, Erstellung von Snapshots, Einzeichnen von Symbolen in Snapshots, Videoaufzeichnung für spätere Zwecke.
Qualitätsaufzeichnungen
Oftmals muss die Erbringung von Dienstleistung auch nachgewiesen werden. Wenn ein Arbeitsschein allein nicht ausreicht, kann der Arbeitsvorgang mitgefilmt werden und ggf. nach Aufruf an den Kunden übermittelt. Zusatzversicherungen für Mitarbeitersicherheit oder Prämien für andere Versicherungsleistungen können damit eingespart werden.
4. Dokumentation
Mit der integrierten Diktierfunktion und der Kamera für Foto- und Videoaufnahmen sind umfassende Dokumentationen von Prozessen, Reparaturen oder Schadensfällen möglich.
Dies kann sowohl rein lokal auf dem HMT-1 gemacht werden, also auch mit Hilfe von Technologien wie beispielsweise Location Based Services (Bluetooth Beacon, GPS etc.).
Es zeichnet sich ab, dass der HMT-1 überall dort eine Rolle spielt, wo Qualitäts- und Prozessverbesserungen gewünscht oder erwartet werden. Österreichische Unternehmen wie beispielsweise Palfinger, Bilfinger, IBS, Kapsch, Dankl + Partner, ABF Ind. Automation, Rosenberger, Blum aber auch Forschungsinstitute wie das FH Joanneum in Graz zählen bereits zu den innovativen Vorreitern und Nutzern.
Vom HMT-1, dem Gewinner des heurigen „Best Enterprise Solution Award“, wird man künftig jedenfalls noch jede Menge hören. Wir halten Sie auf dem Laufenden….